Geheimnisvolle ROM-Platine

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Vor einiger Zeit habe ich einen Haufen Newton-Teile erstanden, die offensichtlich während der Entwicklung der Newtons benutzt wurden.

Die hier beschriebene ROM-Platine fiel mir auf, sobald ich den Karton geöffnet hatte. Ihre Abmaße entsprechen exakt den Maßen der Boards in den Newton 2000 / 2100 und eMate Modellen, und der Stecker sieht genauso aus.

Klicken Sie auf die Bilder für ein höher aufgelöstes Bild in einem neuen Fenster.

Merkwürdige ROM Platine UnterseiteSo schnell meine zitternden Hände es erlaubten, baute ich einen meiner Newton 2100 auseinander, um die Platine auszuprobieren. Wider Erwarten explodierte das Versuchsobjekt beim nächsten Einschaltversuch nicht, und man spürte auch nirgends eine übermäßige Wärmeentwicklung, so lange das Board eingesteckt war. Und sobald die Originalplatine wieder eingesteckt wurde, startete der Newton ohne Probleme, offensichlich unfähig, sich des unlängst durchgeführten Experimentes zu erinnern.
Der Nachteil war leider, daß er nicht das allergeringste tut, so lange diese Platine eingesteckt ist. Er startet nicht, egal welche Art von Reset man versucht.

Merkwürdige ROM Platine OberseiteSo sieht die geheimnisvolle Platine von der anderen Seite aus. Sie besteht im wesentlichen aus 4 ICs des Typs E28F016SA.
Es handelt sich dabei um von Intel gefertigte 16 Mbit Flash ROM Bausteine, womit die Platine insgesamt 64 Mbit oder 8 MByte an Speicher bereitstellt. Da die Standardboards in den 2000 / 21000 Modellen ebenfalls eine Speichergröße von 8 MByte haben, ist es nicht möglich, durch Verwendung dieser Platine die Größe des verfügbaren ROM-Speicher zu erhöhen. Was selbstverständlich den Forscherdrang eines entschlossenen Newtonforschers in keiner Weise behindert.

Original ROM Platine UnterseiteSo sieht die normalerweise im Newton 2100 eingesetzte ROM-Platine von der Unterseite aus. Sie hat auf der einen Seite gar keine ICs...

Original ROM Platine Oberseite...und auf der anderen Seite zwei von Sharp gefertigte Bausteine, die die Bezeichnung LHME5BT3 und LHME5BT4 tragen. Ich habe mehr als drei Stunden vergeblich mit dem Versuch verbracht, im Internet ein Datenblatt für diese Dinger zu finden. Vermutlich handelt es sich um sogenannte maskenprogrammierte ROMs, die nicht nach der Herstellung programmiert werden, sondern deren Speicherinhalt kundenspezifisch schon bei der Fertigung festgelegt wird. Das würde auch erklären, warum die endgültige Version des Betriebssystems in zwei Bausteinen Platz findet, während das Entwicklerboard derer vier brauchte. In maskenprogrammierten ROMs kann auf gleicher Fläche sehr viel mehr Information untergebraucht werden.
Jemand hat mir gesagt, daß diese Boards aussehen wie etwas vergrößerte ROM-Platinen aus Kopierern von Sharp. Sollten Sie eine solche Platine (egal, ob heil oder nicht) oder auch Dokumentation darüber haben und für wissenschaftliche Historienforschung zur Verfügung stellen wollen, wäre ich dankbar für eine
Kontaktaufnahme. Das gleiche gilt für Hinweise, die die ICs LHME5BT3 und LHME5BT4 betreffen.

eMate Schirm mit merkwürdiger ROM PlatineWie auch immer, was wäre das Leben eines echten Newton-Fans, dem man eine Andeutung von Hardwarekenntnissen nachsagt, ohne eine gelegentliche Herausforderung. Obgleich man diese Platine offenbar nicht davon überzeugen konnte, einen Newton zu starten, war es ja nicht ausgeschlossen, daß sie, eingesetzt in einen eMate, etwas kooperativer werden würde.
Genau das tat ich, und das Resultat sehen Sie in diesem Bild.
Was wir hier sehen, ähnelt verdächtig der ersten der beiden Warnungen, die man nach einem Hardreset bekommt.
Man kann auf beide Schaltflächen tippen, allerdings muß man den Stift weit entfernt von ihnen aufsetzen. Die Positionen fand ich heraus, indem ich so lange gitterförmig Linien über den Bildschirm zog, bis die Schaltflächen sich angesprochen fühlten. Tatsächlich fühlen sich die beiden oberen bzw. unteren Schaltflächen stets gleichzeitig angesprochen (was verständlich ist, da das, was wir hier sehen, zwar aussieht wie zwei Fenster, in Wirklichkeit aber nur eines ist).
Wenn ich die untere Schaltfläche antippe (vermutlich “OK”), erscheint ein anderes Fenster, das aussieht wie die wohlbekannte zweite Warnung. Tippt man erneut auf “OK”, startet der eMate neu und zeigt wieder das erste Fenster. Egal, was und in welcher Reihenfolge man tippt, man kommt immer wieder zurück zu diesem Fenster. Es ist nicht möglich, den Bootvorgang so wie normalerweise üblich zu beenden.

Sowohl das Bild als auch das Verhalten erlauben dennoch einige Schlußfolgerungen. Ganz offensichtlich wird genug des Betriebssystems geladen, um dem eMate zu erlauben, Stifteingaben zu erkennen und darauf zu reagieren. Auch die LCD Anzeige funktioniert prinzipiell, was ebenfalls einen nicht unwesentlichen Teil des Betriebssystems erfordert.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist diese Platine nicht defekt. Da die Fenster um 90 Grad gedreht sind, ist zu vermuten, daß sie für ein Gerät gedacht war, das nach einem Hardreset im Hochformat startet, wie zum Beispiel die Newton 2000 / 2100 Modelle. Der eMate startet nach einem Hardreset stets im Querformat.
Es ist anzunehmen, daß dieses Board in einem Gerät verwendet wurde, das eine andere Display-Auflösung hatte als die 320 x 480 Pixel der Newton 2x00 und eMate Modelle. Da die Anzeige horizontal genau in der Mitte geteilt ist und man dort, wo nur eines sein sollte, zwei Warnungsfenster sieht, wäre es möglich, daß das ROM die Hälfte der Bildschirmauflösung des eMate erwartet. Das wären 240 Pixel, was der horizontalen Auflösung (im Hochformat) aller Newton-Modelle entspricht, die älter sind als das MessagePad 2000.
Diese Annahme würde auch erklären, warum die beiden Warnungsfenster so unscharf abgebildet werden. Möglicherweise werden die Zeilen 1, 3, 5, ... in der linken und die Zeilen 2, 4, 6, ... in der rechten Hälfte dargestellt.
Aber wer weiß. Vielleicht liegt der Grund gar nicht in der Displayauflösung, sondern schlicht in der Tatsache, daß die Displayelektronik des eMate von diesem ROM nicht korrekt initialisiert wird.

Der eMate reagiert nebenbei bemerkt nicht auf die Tastatur, was verständlich wäre, wenn die Platine für ein tastaturloses Gerät gedacht war. Ebenfalls fehlt das Startgeräusch nach einem Hardreset (falls das, was hier passiert, wirklich ein solcher ist). Was ebenfalls Sinn ergeben würde, wenn sie in einem Gerät ihren Dienst verrichtete, in dem die Lautstärke wie in allen Newton-Modellen per Software und nicht wie beim eMate durch einen mechanischen Schieberegler eingestellt wird.

Ich würde gerne andere Experimente mit diesem Board machen, frage mich gegenwärtig allerdings, welcher Art diese sein könnten. Falls Sie eine Idee haben, zögern Sie bitte nicht, sie mir
mitzuteilen.

Fragen? Noch irgendetwas unklar? Irgendwelche Schreib- oder Grammatikfehler? Tote Links? Falls ja, lassen Sie es mich bitte wissen.

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